
​Ausschuss Medizin
Diagnostik:
Für die Diagnose von FASD bei Kindern und Jugendlichen besteht eine S3-Leitlinie seit 2012; eine aktuelle Überarbeitung ist 2024 erschienen. Für die Diagnostik von Erwachsenen mit FASD bestehen derzeit keine Leitlinien. Grundsätzlich sind die Leitlinien alle fünf Jahre zu aktualisieren. Der begonnene Prozess der Konsensfindung durch die derzeit aktiven Diagnostikerinnen und Diagnostiker soll weitergeführt werden.
Die Existenz der Diagnose FASD und ihre Bedeutung für den fachlichen Umgang mit betroffenen Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und ihren Familien sind in der Gynäkologie und Pädiatrie inzwischen deutlich besser bekannt als etwa in der Kinder- und Jugendlichen-Psychiatrie. Das führt nachweislich zu Misserfolgen und Abbrüchen bei psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlungsversuchen an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit FASD. Es soll daher vermehrt auf die einschlägigen Verbände zugegangen und für eine zeitgemäße Akzeptanz der Diagnose geworben werden.
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Versorgung:
Bislang werden Kinder und Jugendliche mit FASD überwiegend in Fachzentren oder Fachambulanzen mit dem Schwerpunkt FASD diagnostiziert, behandelt und beraten. Diese gibt es in regional sehr unterschiedlicher Verteilung, was mit dem aktiven Interesse einzelner Diagnostikerinnen und Diagnostikern vor Ort verbunden ist. Eine stabile und flächendeckende Versorgungssituation besteht also nicht.
Es sollte auch in Zukunft für eine verlässliche FASD-Diagnostik in der Fläche geworben werden. Geeignete und in der Regel wohnortnahe Einrichtungen dafür sind die über 200 Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) in Deutschland. Manche sind bereits bzgl. FASD- Diagnostik aktiv. In der Sozialpädiatrie muss die Notwendigkeit des fachlichen Blicks auf FASD und die Begleitung der jungen Patienten noch bekannter werden.
Einige wenige Zentren für Erwachsene mit FASD bestehen bereits. Sie stehen allerdings aufgrund der großen Nachfrage vor enormen Herausforderungen. Die Vernetzung untereinander sowie das aktive Werben für weitere Standorte erscheinen sinnvoll.
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Forschung:
Derzeit sind wenige Forschende im Bereich FASD tätig. Es fehlt an Vernetzung untereinander und an Ressourcen. FASD-Forschung ist für Drittmittelgebende nicht sehr attraktiv. Große Forschungsvorhaben (z.B. Prävalenzforschung, Themen der Versorgungsmedizin, Therapieevaluation) bedürfen neben einer soliden Finanzierung auch die Bereitschaft zu multizentrischem Herangehen. Dafür ist zu werben.
Forschung zu FASD sollte breit aufgestellt werden. Neben neuroradiologischen und genetischen Forschungsansätzen an Universitätskliniken sind auch Themen zu berücksichtigen, die etwa durch Kooperationen mit Fachhochschulen gut bearbeitet werden können.
Es ist davon auszugehen, dass mindestens 25% der von FASD betroffenen Kinder und Jugendlichen im Mutterleib auch anderen Drogen ausgesetzt waren. Die besonderen Folgen der Mehrfachexposition sollten in Studien erfasst werden. Forschungsthemen sollten insgesamt gut gebündelt und gut lokalisiert werden.

